Er lässt seine Kinder öffentlichkeitswirksam um die Firmen-Nachfolge konkurrieren, verteufelt Unternehmer, die im Ausland produzieren, und nun das: Im Jahr 2022 arbeitet der Trigema-Chef gänzlich ohne Computer. Vom digitalen Wirtschaftsmagazin Business Insider ließ er sich durch seinen Büroalltag begleiten.

Butler und Reetdach-Anwesen im Schwabenland, Maßanzüge und Firmen-Hubschrauber – sein Lebensstil, den Wolfgang Grupp gern Medienvertretern präsentiert, sorgt für Gesprächsstoff. Noch mehr erhitzt seine Nachfolgeregelung die Gemüter. Als er von der ZEIT befragt wurde, ob Bonita oder Wolfgang jr. übernehmen wird, antwortete der 80-Jährige, dass vor allem die Partnerwahl seiner Kinder den Ausschlag geben wird.

Altmodisch? Aus der Zeit gefallen? Wer ist Wolfgang Grupp?

Der Mann, dem wir die Werbung mit dem Schimpansen zur besten Sendezeit vor der Tagesschau verdanken, führt seit 1969 den Textilhersteller Trigema im schwäbischen Burladingen. Das Unternehmen beschäftig etwa 1.200 Mitarbeiter, produziert ausschließlich in Deutschland. Den Kindern seiner Beschäftigten garantiert er einen Ausbildungsplatz. Solidarität und Gerechtigkeit, nicht Macht und Marktanteile, findet Grupp.

Listen, Mappen und Mitarbeiterinnen, die jede Entscheidung notieren

Einen Computer nutzt Grupp nicht. Auch das Handy liegt ausgeschaltet im Schrank, wenn er in der Firma ist. Dafür nutzt er Telefon und Sprechanlage. Sein Tag beginnt vor neun Uhr in einem Großraumbüro, das er sich mit seinen Kindern, seiner Frau und weiteren Mitarbeiterinnen teilt. E-Mails werden ihm ausgedruckt,  in einer grauen Mappe gesammelt vorgelegt. Die Antworten diktiert er seiner Mitarbeiterin. Dispolisten häufen sich auf seinem Schreibtisch. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Produktionsleiterin bespricht der Firmenchef die kommende Kollektion. Die Damen notieren jede Entscheidung: Welches Produkt bleibt, welches wird aussortiert. Auf der anderen Seite des Schreibtisches geht Grupp mit dem Kugelschreiber seine Listen durch. Ab 16 Uhr nimmt der Chef keine Termine mehr wahr. Lieber macht er einen Rundgang durch sein Unternehmen und schaut bei seinem Piloten, im Lager und im Versand nach dem Rechten.

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