Kein täglicher Klick-Marathon mehr?

Wer regelmäßig im Internet surft, kennt das Spiel: Kaum eine Website lässt sich öffnen, ohne dass ein Cookie-Banner aufploppt. Zustimmen, ablehnen, konfigurieren – jeden Tag aufs Neue. Doch jetzt soll Schluss damit sein. Eine neue Verordnung, die ab dem 1. April gilt, bringt frischen Wind in die Welt der Einwilligungen im Netz.

Künftig sollen Nutzer ihre Cookie-Entscheidungen nicht mehr bei jedem Seitenaufruf neu treffen müssen. Stattdessen können sie ihre Wahl einmal zentral speichern – über sogenannte anerkannte Dienste zur Einwilligungsverwaltung. Grundlage dieser Verordnung ist der Paragraf 26 des Telekommunikation-Digitale-Dienste-Datenschutz-Gesetz (TDDDG), entsprechende Dienstanbieter müssen demnach „nutzerfreundliche und wettbewerbskonforme Verfahren“ anbieten und dürfen „kein wirtschaftliches Eigeninteresse an der Erteilung der Einwilligung“ haben. Klingt nach einem digitalen Frühjahrsputz für unser aller Nerven. Aber funktioniert das wirklich?

So funktioniert der neue Cookie-Kontrolleur

Die Idee hinter der neuen Regelung ist einfach: Statt sich auf jeder Seite neu durch nervige Abfragen zu klicken, hinterlegt man seine Entscheidung einmal bei einem vertrauenswürdigen Dienst – und dieser übermittelt sie automatisch an alle Webseiten, die das System unterstützen. Die Grundlage dafür bildet eine Verordnung, die Bundestag und Bundesrat bereits 2024 beschlossen haben. Jetzt ist sie in Kraft.

Diese neuen Einwilligungsdienste sollen nicht nur den Überblick über unsere Entscheidungen behalten, sondern sie auch sicher speichern – bis man sie selbst ändert oder widerruft. Wer also einmal sagt „Keine Cookies, bitte!“, soll in Ruhe surfen können – ganz ohne Dauerklickerei.

Klingt gut, aber… Wo sind die Anbieter?

Ein kleiner Haken: Aktuell gibt es noch keine offiziell anerkannten Dienste, die das System in die Tat umsetzen. Die Bundesdatenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider hat zwar erklärt, wie so ein Dienst aussehen muss – inklusive Sicherheitskonzept und technischer Schutzmaßnahmen. Aber Stand jetzt hat noch niemand einen Antrag auf Anerkennung gestellt. Ohne Anbieter bleibt der schöne Plan erstmal Theorie.

Zudem: Webseiten müssen nicht verpflichtet teilnehmen. Wer will, kann also weiter auf eigene Cookie-Banner setzen – ganz unabhängig davon, ob ein Nutzer seine Entscheidung bereits zentral gespeichert hat. Das könnte das neue System untergraben, noch bevor es wirklich startet.

Datenschutz? Ja! Aber bitte mit echten Regeln

Verbraucherschützer und Datenschützer zeigen sich deshalb skeptisch. Sie befürchten, dass viele Seitenbetreiber sich einfach nicht an die übermittelten Entscheidungen halten. Und dass Nutzer – trotz klarer Ablehnung von Tracking – wieder und wieder gefragt werden. Oder schlimmer: Dass ihre Browser-Einstellungen ignoriert werden.

Auch die Idee, Nutzer nur einmal im Jahr an ihre Cookie-Entscheidungen zu erinnern, klingt gut – setzt aber voraus, dass Webseiten den Willen der User tatsächlich respektieren. Derzeit sieht es nicht so aus, als ob das System wirklich alle mitnimmt.

Die neue Verordnung ist ein Schritt in die richtige Richtung: weniger Klicks, mehr Kontrolle, besserer Datenschutz. Doch ohne anerkannte Anbieter und ohne eine klare Pflicht zur Teilnahme droht das Vorhaben im Praxis-Test zu scheitern.

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