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Vom Star zur Baustelle: Was bei N26 schiefläuft

Valentin Stalf, einer der bekanntesten Köpfe der deutschen Fintech-Szene, zieht sich aus der Führung der Digitalbank N26 zurück. Nach außen klingt alles ganz freiwillig – ein geordneter Übergang, ein Wechsel in den Aufsichtsrat, alles ganz ruhig. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Bombe war längst gezündet.

Ein „verheerender“ Bericht der Finanzaufsicht Bafin hatte das Fundament von N26 ordentlich durchgeschüttelt. Es ging um ernsthafte Mängel – und zwar nicht zum ersten Mal. Schon 2021 hatte die Bafin dem Wachstum der Neobank einen Riegel vorgeschoben. Jetzt, im vierten Quartal 2024, schlugen die Prüfer erneut Alarm: Schwächen im Risikomanagement, Probleme bei der Betrugsbekämpfung und eine Organisation, die offensichtlich nicht mit dem Wachstum mithalten kann. Kurzum: Der Laden lief nicht rund.

Die Bafin soll laut Handelsblatt zu dem Schluss gekommen sein, dass N26 mit weiterem Wachstum schlicht überfordert wäre. Eine schallende Ohrfeige für ein Unternehmen, das einmal als „die Zukunft des Bankings“ gefeiert wurde.

Investoren greifen ein – und der Chef geht

Ein Schritt wie aus dem Lehrbuch: Der Druck der Investoren stieg, und plötzlich war der Co-CEO überflüssig. In der Startup-Welt bedeutet das oft: Entweder du gehst – oder du wirst gegangen. Valentin Stalf versucht zwar, seinen Rückzug als freiwilligen Schritt darzustellen. Doch wer den Kontext kennt, merkt: Hier wird aufgeräumt.

Der Aufsichtsrat – bisher eine Mini-Truppe von nur vier Personen – soll erweitert werden. Stalf will dorthin wechseln und dem Unternehmen „strategisch“ erhalten bleiben. Klingt nach Rückzug in Würde – aber auch nach Schadensbegrenzung.

Sein Mitgründer Tayenthal bleibt im Amt, aber auch um ihn ranken sich Gerüchte. Beide Gründer halten immerhin noch rund 20 Prozent der Anteile. Komplett raus sind sie also nicht – nur eben nicht mehr am Steuer.

Vom Milliarden-Hype zum Realitäts-Check

2021 war N26 das Vorzeige-Fintech Deutschlands. 7,7 Milliarden Euro Bewertung, hippe App, junges Team – alles klang nach digitalem Aufbruch. Doch wie so oft in der Startup-Welt holt die Realität irgendwann jeden Hype ein.

Heute dürfte die Bewertung von N26 nur noch ein Bruchteil davon sein. Zwar macht die Bank mittlerweile Gewinne, der Umsatz liegt bei über 500 Millionen Euro, aber der Glanz ist weg. Der schnelle Erfolg hat offensichtlich seine Schattenseiten: mangelnde Strukturen, fehlende Kontrolle, Überforderung auf vielen Ebenen.

Und die Kunden? Immerhin fünf Millionen sind es – die meisten wohl wegen der einfachen Bedienung und dem coolen Image. Doch wer will bei einer Bank bleiben, bei der die Aufsicht regelmäßig auf Alarmstufe Rot schaltet?

Banken – auch Onlinebanken – tragen Verantwortung.

Ein digitaler Aufbruch braucht mehr als schicke Apps und visionäre Gründer. Und die endet nicht bei einem schicken Pitchdeck oder einem runden Investorentermin. Wenn die Bafin gleich mehrfach eingreifen muss, ist das ein Zeichen dafür, dass nicht nur intern, sondern auch kulturell etwas nicht stimmt.

Gute Ideen sind wertvoll, aber ohne saubere Umsetzung bleiben sie heiße Luft. Die Bafin ist kein Spaßverderber, sondern der Schutzschild der Kunden. Und wenn der Bericht „verheerend“ ausfällt, sollte man vielleicht nicht nur den CEO austauschen – sondern sich auch ehrlich fragen, ob das Geschäftsmodell selbst noch tragfähig ist. Denn Vertrauen ist das wichtigste Kapital jeder Bank – und das gibt’s nicht auf Knopfdruck zurück.

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