Bild: ACHPF / Shutterstock.com

Wenn KI zur Shopping-Assistentin wird

Was passiert, wenn künstliche Intelligenz plötzlich für uns einkauft? Wie derStandard.de berichtet,  geht’s im aktuellen Streit zwischen dem E-Commerce-Giganten Amazon und der KI-Firma Perplexity AI genau darum. Der neue Perplexity-Browser Comet bringt eine Funktion mit, die Amazon gar nicht gefällt: Ein KI-Agent kann für Nutzer*innen auf Shopping-Webseiten – auch auf Amazon – eigenständig Produkte suchen, vergleichen und sogar einkaufen. Per Klick erledigt, ohne dass der Mensch noch viel tun muss.

Amazon hat darauf prompt reagiert – mit einer juristischen Drohung. Der Konzern verlangt, dass Perplexity seine KI davon abhält, direkt auf der Amazon-Seite Bestellungen durchzuführen. Für das Start-up ein Angriff auf die Nutzerfreiheit. Der Vorwurf an Amazon: Marktmacht ausnutzen und Innovation unterdrücken.

 

„Mobbing durch Rechtsdrohungen“

Perplexity reagierte deutlich: In einem öffentlichen Blogpost warf man Amazon vor, durch „Rechtsdrohungen und Einschüchterung“ zu versuchen, neue Technologien auszubremsen. Es sei Mobbing, wenn große Unternehmen mit rechtlichen Drohungen und Einschüchterung Innovationen blockieren und das Leben der Menschen verschlechtern.

Amazon äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Doch der Konflikt bringt eine zentrale Frage auf den Tisch: Wem gehört eigentlich das Internet? Und dürfen KI-Assistenten sich frei durch Webseiten bewegen – oder dürfen Plattformbetreiber bestimmen, wie man sie nutzt?

 

Kampf der KI-Systeme: Wer hilft besser beim Einkaufen?

Ironischerweise arbeitet Amazon selbst an ähnlichen Funktionen. Mit dem KI-Tool „Buy For Me“ will der Konzern Nutzer*innen ermöglichen, direkt über die App zu shoppen – markenübergreifend. Der Sprachassistent „Rufus“ soll Empfehlungen geben, Fragen beantworten und Warenkörbe verwalten.

Perplexity argumentiert: Es gehe ihnen nicht darum, Amazon zu schaden – sondern darum, das Einkaufserlebnis intuitiver und unabhängiger zu gestalten. Die Daten der Nutzer würden sicher lokal gespeichert, nicht auf Amazon-Servern. Und: Wer eine KI für sich arbeiten lässt, shoppt oft mehr – was eigentlich im Interesse von Amazon liegen müsste. Doch dem Konzern scheint wichtiger zu sein, dass Werbung ausgespielt wird, nicht dass der Kauf schnell und effizient abläuft.

 

Kommentar: Shopping-Freiheit? Nur, wenn Amazon mitverdient

Was sich hier anbahnt, ist mehr als ein Kleinkrieg zweier Tech-Firmen. Es geht um die grundsätzliche Frage, wer die digitale Kontrolle behält – die Plattform oder der Nutzer? Wenn ein KI-Assistent mein digitaler Helfer ist, muss er dann für jeden Klick vorher bei Amazon um Erlaubnis fragen?

Der Fall zeigt: Amazon hat weniger Angst vor Technik – sondern davor, die Oberhoheit über die Nutzerführung zu verlieren. Und das dürfte erst der Anfang sein. Je schlauer die KI wird, desto nervöser werden die Plattformbetreiber. Verständlich – aber gefährlich. Denn wer KI verhindert, verhindert auch Fortschritt.

Zum Newsletter anmelden

und immer aktuell im Datenschutz informiert.