Maus wackeln, E-Mails faken – der digitale Schein-Arbeiter

Kaffee kochen, Wäsche aufhängen, schnell zum Supermarkt – und der Firmenchat zeigt trotzdem: „aktiv“. Was nach einem harmlosen Nebenbei klingt, nennt sich in der Arbeitswelt Arbeitszeitbetrug. Eine aktuelle Debatte wirft jetzt ein grelles Licht auf das Homeoffice und die Frage: Was tun eigentlich viele wirklich, wenn keiner hinsieht?

Die Tricks sind mittlerweile Alltag im Netz: Vom Mouse-Jiggler über E-Mail-Automatisierung bis zur Stoppuhr auf der Maus – es mangelt nicht an Ideen, wie man im Homeoffice Geschäftigkeit simulieren kann. Aber Achtung: Juristisch ist das kein Spaß. Wer absichtlich Arbeitszeit vortäuscht, begeht im Zweifel eine Straftat. Und das kann – laut Rechtsprechung – mit Abmahnung, Kündigung oder sogar strafrechtlichen Folgen enden.

Die Zahlen sprechen für sich: 72 Prozent erledigen Privates während der Arbeitszeit

Eine Studie von TimO zur Arbeitszeiterfassung zeigt: Das Phänomen ist alles andere als selten und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

  • 72 % der Befragten gaben zu, private Dinge während der Arbeitszeit zu erledigen.
  • 38 % beobachteten regelmäßig verlängerte Pausen bei Kollegen.
  • 13 % erfassen ihre Arbeitszeit nicht korrekt.

Und die Unternehmen? 70 % haben bereits fehlerhafte Angaben zur Arbeitszeit festgestellt. Ein Drittel schätzt die Schäden durch Arbeitszeitbetrug auf rund 10 % des Umsatzes, einige sogar auf bis zu 20 %.

Hier geht es zur Studie https://www.timo24.de/blog/arbeitszeiterfassung-studie/

Homeoffice: Freiheit oder Flucht?

Was jetzt sichtbar wird, ist mehr als ein Konflikt über Minuten und Stunden. Homeoffice war für viele ein Schritt in die Flexibilität – aber für manche offenbar auch ein Freifahrtschein zur Arbeitsverweigerung. Umgekehrt setzen einige Unternehmen jetzt auf Überwachung und Tracking-Software – in den USA längst Standard, in Europa rechtlich (noch) heikel.

Außerdem eine Folge der Unstimmigkeiten: das Pendel schlägt zurück. Viele US-Firmen holen ihre Mitarbeiter zumindest teilweise zurück ins Büro, andere verbieten Homeoffice ganz. In Europa wird der Ruf nach digitalen Kontrollsystemen lauter. Die eigentliche Frage bleibt: Wie schaffen wir ein faires Modell zwischen Vertrauen, Kontrolle und Leistung?

Keine Tricks, sondern Ehrlichkeit

Der „Mouse-Jiggler“ ist kein Gag – er ist ein Symptom. Ein Symptom für eine Arbeitswelt, in der Misstrauen, Überforderung und Intransparenz zur Regel geworden sind. Wer arbeitet, verdient Vertrauen. Wer bezahlt, verdient Ehrlichkeit. Wenn aber beide Seiten nur noch tricksen, verliert am Ende jeder: Die Arbeitgeber Umsatz, die Arbeitnehmer Respekt – und das System seine Glaubwürdigkeit.

Arbeitszeitbetrug ist kein Kavaliersdelikt. Aber wer nur mit Verboten und Überwachung reagiert, wird das Problem nicht lösen. Vertrauen ist keine Software – und auch kein Homeoffice-Tool. Es ist die Grundlage von allem.

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