4.237 Verstöße – Hamburgs neuer Negativrekord

So viele Datenschutzverstöße wie noch nie: Hamburg verzeichnete 2024 über 4.000 gemeldete Fälle – ein bitterer Rekord. In Zeiten von Künstlicher Intelligenz, Gesichtserkennung und sozialen Netzwerken scheinen persönliche Daten mehr denn je in Gefahr zu sein. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Thomas Fuchs schlägt Alarm – nicht nur wegen der Zahlen, sondern auch wegen der politischen Gleichgültigkeit.

Was früher wie eine Randnotiz klang, ist heute Realität: Datenschutz ist kein Nischenthema mehr, sondern ein gesellschaftliches Kernproblem.

Vom Spanner bis zum Polizisten: Datenschutzverstöße aus dem echten Leben

Dass nicht nur große Tech-Konzerne gegen Datenschutzregeln verstoßen, zeigt ein Blick in die Bußgeldstatistik. Unter den rund 1,2 Millionen Euro an verhängten Strafen tauchen auch Täter auf, die mit Smartphones Frauen ungefragt filmten – eine perfide Grenzüberschreitung, die laut Fuchs mit Strafen zwischen 500 und 1.500 Euro geahndet wird.

Und es geht noch tiefer: Polizisten, die privat in Datenbanken stöbern, um mehr über ihre Tinder-Bekanntschaften zu erfahren – ein klarer Missbrauch ihrer Befugnisse. Solche Vorfälle zeigen, wie leicht persönliche Daten zur Ware oder zum Spielball gemacht werden – auch im öffentlichen Dienst.

Gesichtserkennung und Meta-Pläne: Droht der Kontrollverlust?

Besonders kritisch sieht Fuchs den aktuellen Umgang mit Gesichtserkennungstechnologien. Was in der Theorie zur Verbrechensbekämpfung dienen soll, kann in der Praxis schnell zur Massenüberwachung werden. Fuchs warnt eindringlich vor einem „groben Umgang“ mit Begriffen und Forderungen in der politischen Debatte – besonders Richtung Berlin. Die Diskussion müsse differenzierter geführt werden, denn: „In diesem Bereich muss man wirklich sehr präzise sein.“

Auch Mark Zuckerbergs Pläne mit den Meta-Plattformen wie Facebook, Instagram und WhatsApp bereiten dem Datenschützer Sorgen. Der Konzern kündigte weitreichende Änderungen an – unter anderem im Zusammenspiel von KI und Kommunikation. Fuchs befürchtet, dass durch algorithmische Entscheidungen und die mangelnde Kontrolle erneut ein digitaler Kontrollverlust droht. Die Warnung ist deutlich: „Wir müssen sehr genau hinschauen, was da passiert.“

LEGAL DATA meint:

Datenschutz wird oft belächelt – bis es einen selbst trifft. Die Zahlen aus Hamburg zeigen, dass es längst fünf nach zwölf ist. Wenn sogar Polizisten sich selbst an den Daten bedienen und Tech-Giganten wie Meta mit immer neuen KI-Spielereien unsere Kommunikation durchleuchten, dann braucht es mehr als warme Worte.

Wir sagen: Der Datenschutz ist kein Bremsklotz, sondern der Airbag der digitalen Gesellschaft. Aber ein Airbag, der nicht gepflegt wird, hilft im Ernstfall niemandem.

Unser Appell: Wer ständig über Bürokratieabbau redet, sollte nicht vergessen, dass wir uns dann auch selbst abbauen – zumindest unsere Rechte. Datenschutz muss einfach erklärt und durchgesetzt werden – mit klaren Regeln und spürbaren Strafen. Sonst machen am Ende nicht nur Zuckerberg und Co, was sie wollen – sondern auch der Nachbar mit dem Handy in der Bahn.

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