Hightech trifft auf Alltag – und verliert: Wenn selbstfahrende Autos zur echten Belastung werden
Piepen statt Schlaf: Wenn Zukunftstechnologie nervt
Eigentlich sollen sie den Verkehr revolutionieren – doch in Santa Monica sorgen die selbstfahrenden Taxis von Waymo vor allem für eins: Schlaflose Nächte. Immer wieder müssen sich Anwohner:innen über ein durchdringendes Piepsignal ärgern, dass jede Nacht ertönt, wenn die Fahrzeuge rückwärts in ihr Depot fahren.
Der Grund: Eine Sicherheitsvorschrift aus Kalifornien schreibt vor, dass autonome Autos beim Rückwärtsfahren ein akustisches Warnsignal abgeben müssen. Gut gemeint – schlecht gemacht. Denn bei Waymo wird diese Vorschrift zur Dauerbeschallung, die die Nachbarschaft in Rage versetzt. „Es ist eines der nervigsten Geräusche, dass man sich vorstellen kann“, klagt ein Anwohner. Und was tun die Leute, wenn Politik und Unternehmen sie ignorieren? Sie wehren sich.
Verkehrshütchen als Protestwaffe – das ist „Coning“
Inzwischen greifen Anwohner:innen zu ungewöhnlichen Mitteln. Sie blockieren gezielt die Fahrwege der Waymo-Wagen mit Verkehrshütchen – eine Taktik, die als „Coning“ bekannt ist und von Aktivist:innen der Gruppe Safe Street Rebel aus San Francisco populär gemacht wurde.
Andere stellen sich sogar persönlich in den Weg oder parken ihre eigenen Autos strategisch so, dass die Roboterwagen nicht weiterkommen. Die Botschaft: Wer die Bedürfnisse der Nachbarschaft ignoriert, bekommt Widerstand zu spüren – analog, kreativ und zunehmend wütend.
Dass diese Aktionen Wirkung zeigen können, zeigt der Fall von Waymo-Konkurrent Cruise, dessen Betriebserlaubnis in Kalifornien nach ähnlichen Protesten entzogen wurde.
Waymo reagiert mit Klagen statt Lösungen
Waymo wiederum geht in die Offensive – allerdings juristisch: Mehrfach hat das Unternehmen versucht, Demonstrant:innen mit einstweiligen Verfügungen mundtot zu machen. Bisher ohne Erfolg.
Auch technische Probleme belasten das Vertrauen: Fahrzeuge blockieren sich gegenseitig, hupen stundenlang oder lassen ihre Passagiere an gefährlichen Orten aussteigen – oder auch gar nicht. Eine Frau berichtete, ihr autonomes Taxi sei auf einer Schnellstraße plötzlich stehen geblieben und habe sie nicht aussteigen lassen.
Die Reaktion von Politik und Behörden? Fehlanzeige. Während sich die Bürger:innen mit Verkehrshütchen und Protesten zu helfen versuchen, werden gesetzliche Hürden für die Autokonzerne regelmäßig gesenkt.
Hier kracht nicht nur Blech, sondern auch Vertrauen
Es ist erschreckend zu sehen, wie Hightech-Unternehmen wie Waymo durch Politik und Behörden nahezu blind gefördert werden – während berechtigte Sorgen von Anwohner:innen konsequent ignoriert werden.
Ruhestörung, Sicherheitsrisiken, technische Aussetzer: Das sind keine Kollateralschäden, sondern klare Warnsignale. Statt mit Klagen auf Kritik zu reagieren, sollte Waymo lieber die Software updaten – und seine gesellschaftliche Verantwortung gleich mit.
Wenn der Fortschritt dazu führt, dass sich Menschen nachts nicht mehr schlafen trauen, läuft etwas gewaltig schief. Zukunftstechnologie darf kein Selbstzweck sein – sonst wird aus dem Traum vom autonomen Fahren ganz schnell ein technischer Alptraum.