Bildquelle: Instagram @builder.ai
Ein KI-Wunderkind stürzt ab
Noch vor wenigen Jahren galt Builder.ai als eines der heißesten KI-Startups weltweit. Die Idee war simpel und genial: Eine Plattform, mit der selbst Laien per Knopfdruck Apps und Webseiten erstellen können – dank künstlicher Intelligenz. Microsoft und Softbank investierten zusammen fast 450 Millionen Dollar. Das Unternehmen war zeitweise über eine Milliarde Dollar wert – ein echtes „Unicorn“.
Doch jetzt kommt das bittere Erwachen: Builder.ai steht vor der Pleite. Laut Techcrunch sucht das Unternehmen bereits einen Insolvenzverwalter. Was ist da schiefgelaufen? Die Antwort: eine Mischung aus überzogenen Versprechen, internen Skandalen und aufgeblähten Zahlen.
KI? Eher menschliche Handarbeit
Der größte Knall kam schon vor Jahren: Builder.ai – damals noch unter dem Namen Engineer.ai – hatte damit geworben, Apps vollautomatisiert durch KI zu erstellen. In Wahrheit war das meiste davon klassische Programmierarbeit – von echten Menschen, nicht Maschinen. Das entlarvte ein Bericht des Wall Street Journal.
Gründer Sachin Dev Duggal versuchte damals, mit einem Namenswechsel das Vertrauen zurückzugewinnen. Doch die Zweifel blieben. Trotz neuer PR-Strategien und einem Neustart als Builder.ai konnte das Unternehmen das Vertrauen vieler Kund:innen nicht zurückgewinnen. Immer wieder wurden Projektverzögerungen, mangelhafte Softwarelieferungen und ein autoritärer Führungsstil kritisiert.
Geldwäsche, Fake-Zahlen und der große Absturz
Im Februar 2025 trat Duggal als CEO zurück – offiziell wegen einer „strategischen Neuausrichtung“. Tatsächlich dürften aber Geldwäschevorwürfe aus Indien und interner Druck der Grund gewesen sein. Der neue Chef, Manpreet Ratia, ließ sofort die Bücher prüfen. Das Ergebnis: Builder.ai soll Verkaufszahlen manipuliert und Umsätze künstlich aufgeblasen haben – teils um mehr als 20 Prozent.
Im April 2025 dann die nächste Hiobsbotschaft: 270 von 770 Mitarbeitenden verloren ihren Job. Die Umsatzprognosen wurden drastisch nach unten korrigiert. Und nun die Insolvenz.
Was bleibt vom KI-Traum?
Builder.ai war nicht einfach nur ein Startup, das gescheitert ist. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einer guten Idee ein milliardenschweres Luftschloss werden kann, wenn Technik, Ethik und Realität nicht zusammenpassen.
In der Kommunikation bleibt das Unternehmen vorsichtig: Man wolle sich „um Mitarbeiter:innen und Partner:innen kümmern“ und prüfe, ob Teile des Unternehmens überleben können. Ein kompletter Neustart im Kleinen ist nicht ausgeschlossen. Doch das Vertrauen ist dahin.
Kein KI-Startup ist zu groß, um zu scheitern
Builder.ai zeigt einmal mehr: Auch im Goldrausch der Künstlichen Intelligenz ist nicht alles Gold, was glänzt. Wenn Investoren mehr an Visionen glauben als an Produkte, entsteht keine Zukunftstechnologie – sondern ein riskanter Hype.
Das eigentliche Problem: Es mangelt oft an Transparenz, Kontrolle und Verantwortung. Wenn selbst ein Microsoft-Investment nicht davor schützt, dass Zahlen manipuliert und Projekte schöngefärbt werden, braucht die Branche dringend einen Reality-Check. KI braucht Regeln – und Startups brauchen Bodenhaftung. Ansonsten endet Innovation zu oft in Insolvenz.