In den letzten Jahren haben Millionen von Nutzern ihre persönlichen Daten nahezu bedenkenlos an Apps weitergegeben. Doch was passiert mit diesen Informationen? Eine aktuelle Recherche zeigt, dass die oft unbewusst erteilte Zustimmung zur Nutzung von Standortdaten gravierende Folgen haben kann. Datenhändler handeln mit sensiblen Informationen, die unser Leben auf erschreckend präzise Weise nachzeichnen.

Vom Wetterbericht bis zur Werbung: Woher kommen die Daten?

Fast 40.000 Apps sammeln Daten über uns, darunter auch beliebte Anwendungen wie WetterOnline, Flightradar24 oder Kleinanzeigen-Apps. Die Daten, die diese Apps sammeln, sind nicht nur die üblichen Statistiken wie die Anzahl der App-Nutzer, sondern viel detaillierter: Sie enthalten Informationen über unseren genauen Standort, den wir teils unbewusst mit ihnen teilen. Es geht dabei nicht nur um grobe Daten wie unsere Stadt oder Region – viele Apps liefern sogar präzise Informationen über unser Zuhause oder unsere Arbeitsstelle. Das passiert meist im Rahmen von personalisierter Werbung, für die Unternehmen bereitwillig unsere Daten kaufen.

Wer hat Zugriff auf unsere Daten?

Hinter all dem steckt ein globaler Handel mit Standortdaten, der bislang wenig öffentliches Bewusstsein hervorgerufen hat. Ein US-Datenhändler namens Datastream scheint die Daten von Millionen Nutzern weltweit zu sammeln und zu verkaufen. In Deutschland sind insbesondere Apps wie WetterOnline und Kleinanzeigen betroffen. Aber auch andere Apps, wie die beliebten Dating-Apps Tinder und Grindr, sind in die Recherche involviert. Daten über uns gelangen in die Hände von Werbefirmen und anderen Unternehmen, die unser Verhalten im Internet genau auswerten und uns personalisierte Werbung anbieten.

Diese riesigen Datenmengen, die durch verschiedene Apps zusammengetragen werden, erlauben es, ein sehr genaues Profil von uns zu erstellen. Solche Profile könnten potenziell missbraucht werden – etwa für gezielte Manipulationen oder auch für Überwachungszwecke.

Datenschutz im Dilemma: Was passiert mit den Gesetzen?

Obwohl es in der EU strenge Datenschutzgesetze wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gibt, zeigen die jüngsten Enthüllungen, dass viele Unternehmen weiterhin massive Datenschutzlücken aufweisen. Der Handel mit diesen Daten erfolgt häufig ohne das Wissen der Nutzer. Viele Menschen wissen nicht, dass ihre Daten nicht nur an die App-Anbieter selbst weitergegeben werden, sondern auch an eine Vielzahl von Drittunternehmen – darunter auch solche außerhalb der EU. Das Vertrauen der Nutzer wird dadurch massiv erschüttert.

Die Datenschutzbehörden haben bereits angekündigt, dem nachzugehen. Doch es bleibt die Frage: Wie effektiv können diese Behörden in der Praxis gegen die großflächige Verletzung des Datenschutzes vorgehen? Viele Experten sind skeptisch, ob die bestehenden Regelungen ausreichend sind, um diese Missstände zu bekämpfen.

Datenschutz in Gefahr: Was wir jetzt tun müssen, um unsere Daten zu schützen

Die Lage ist brisant und könnte zu einem erheblichen Vertrauensverlust in digitale Dienste führen. Datenschutz ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht. Wenn Unternehmen die Daten ihrer Nutzer ohne deren Wissen und Zustimmung sammeln und weiterverkaufen, dann sprechen wir hier von einem klaren Missbrauch. Es ist erschreckend, wie wenig Kontrolle Nutzer über ihre eigenen Daten haben. Dies sollte die politische und rechtliche Diskussion anstoßen: Es braucht schärfere Kontrollen und striktere Gesetze, um den Datenhandel in seine Schranken zu weisen – bevor es zu spät ist.

Wir sind der Meinung, dass der Datenschutz nicht nur auf dem Papier existieren darf, sondern in der Praxis auch umgesetzt werden muss. In einer Zeit, in der persönliche Daten so wertvoll sind wie nie, müssen wir uns fragen, ob der „freie Markt“ hier wirklich der richtige Ort ist, um diese Daten zu handeln.

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