Kabel kaputt, Cloud kaputt: Das globale Netz zittert
Plötzlich langsam, plötzlich offline – was viele Nutzer in Asien und dem Nahen Osten zuletzt erleben mussten, hatte nichts mit schlechtem WLAN zu tun. Mehrere Unterseekabel im Roten Meer wurden beschädigt – mit massiven Folgen für das globale Internet. Besonders betroffen: Cloud-Giganten wie Microsoft Azure und Amazon Web Services (AWS). Auch andere Anbieter sollen gelitten haben.
Die genaue Ursache bleibt nebulös. Ob politische Sabotage, ein Schiffsanker oder einfach Pech – noch ist alles offen. Aber die Folgen waren klar spürbar: Erhöhte Latenzen, langsamere Dienste, gestörte Verbindungen, besonders zwischen Indien, dem Nahen Osten und Europa. Microsoft warnte früh vor Verzögerungen, AWS ebenfalls. In Ländern wie Pakistan, Kuwait oder Dubai war das Netz teilweise nur noch ein Schatten seiner selbst.
Das schwächste Glied im globalen Highspeed-Netz
Die meisten denken bei „Internet“ an Funkmasten, Satelliten oder WLAN-Router. Doch der wahre Herzschlag des globalen Netzes liegt – unter Wasser. Genauer: in fast 600 Glasfaserkabeln, die über Meere und Ozeane verlaufen. Sie transportieren rund 90 Prozent des weltweiten Datenverkehrs – unauffällig, aber lebenswichtig.
Gerade das Rote Meer ist einer der zentralen Knotenpunkte für Datenströme zwischen Asien, Afrika und Europa. Fällt dort ein Kabel aus – wie jetzt die Systeme SMW4 und IMEWE – reißt das spürbare Lücken in die Internetversorgung ganzer Regionen. Zwar können Anbieter wie Microsoft den Verkehr umleiten, aber das bedeutet: langsameres Netz für Millionen.
Und die Reparatur? Die zieht sich. Unterwasser-Glasfaserkabel lassen sich nicht mal eben vom Tauchboot aus flicken. Wenn dann noch politische Instabilität hinzukommt – wie im Fall der Huthi-Rebellen im Jemen, die in der Region aktiv sind – wird die Lage richtig heikel.
Das Internet auf dünnem Draht – wörtlich genommen
Der Vorfall wirft unangenehme Fragen auf. Wie sicher ist unsere globale Infrastruktur wirklich? Eine Handvoll beschädigter Kabel kann heute Banken, Behörden, Konzerne und Kommunikation gleichzeitig ausbremsen. Laut Microsoft kann so eine Reparatur Wochen dauern, bis dahin heißt es: Datenverkehr umleiten, neu balancieren – und hoffen, dass nichts weiter kaputtgeht.
Der Netzwerkanbieter Equinix fordert deshalb mehr alternative Datenrouten – nicht nur durch das Rote Meer, sondern auch über andere geopolitisch sichere Regionen. Doch das bedeutet Milliarden-Investitionen, die kaum jemand gern tätigt – bis es zu spät ist.
Und was sagen wir dazu?
Dass das Internet am seidenen Faden hängt, ist keine Übertreibung – es ist Realität. Wer heute mit künstlicher Intelligenz, Blockchain und 5G hausieren geht, aber die kritische Infrastruktur unter Wasser ignoriert, spielt ein gefährliches Spiel. In einer Welt, in der ein Schiffsanker das digitale Leben ganzer Kontinente bremsen kann, braucht es endlich mehr Weitblick. Und weniger Naivität.