Wenn der Datenschutz zum Rezeptabholer wird

Kaum zu glauben, aber wahr: Im Jahr 2024 landen in der saarländischen Datenschutzbehörde regelmäßig ärztliche Rezepte – nicht, weil jemand krank ist, sondern weil Faxgeräte falsch gefüttert werden. Klingt nach Satire, ist aber Realität. Und noch kurioser wird es, wenn man erfährt, dass ausgerechnet Google & Co. an dem Chaos mitschuldig sind.

Denn viele Arztpraxen und Apotheken geben in ihren Datenschutzerklärungen ordnungsgemäß die zuständige Aufsichtsbehörde an. Suchmaschinen lesen diese Informationen aus und machen sie kurzerhand zur offiziellen Kontaktadresse – mitten auf der Trefferseite. Wer dann schnell mal ein Rezept faxen will, landet nicht bei der Apotheke, sondern beim Landesdatenschutz. Und dort häufen sich die „Rezept-Faxe“ inzwischen wie Mahnungen im Spam-Ordner.

Datenschutz deluxe – oder nur dilettantisch?

Was hier geschieht, ist weit mehr als ein Missgeschick. Es geht um besonders schützenswerte Gesundheitsdaten – Namen, Geburtsdaten, Medikamente. Und die landen, ohne jede rechtliche Grundlage, bei der falschen Stelle. Dass das nicht legal ist, dürfte auch ohne Jurastudium klar sein.

In den meisten Fällen zeigt sich die Behörde verständnisvoll. Ein kurzer Hinweis, ein freundliches Telefonat – und der Fehler wird behoben. Doch 2024 gab es einen Fall, bei dem das Maß voll war: Eine Praxis, die stur immer wieder dieselbe falsche Nummer wählte. Trotz mehrfacher Hinweise. Trotz Anrufe. Trotz allem. Die Behörde sah sich gezwungen, ein Bußgeldverfahren einzuleiten – zu Recht.

Faxgeräte: Technik von gestern – Problem von heute

Warum werden überhaupt noch Faxe verschickt? In Zeiten von verschlüsselten E-Mails, Messenger-Diensten und digitalen Plattformen wirkt das wie eine Technik aus dem Museum. Und genau da liegt das Problem: Alte Gewohnheiten treffen auf moderne Probleme.

Die Landesdatenschutzbehörde bringt es auf den Punkt: Man sollte sich nicht nur sicher sein, wohin man etwas faxt – sondern auch, ob man überhaupt noch faxen sollte. Denn wer sensible Daten über ein Gerät aus den 80ern verschickt, spielt Datenschutz-Roulette mit echten Menschen und ihren Informationen.

Technik ist nicht schuld, wenn der Mensch blind folgt

Ganz ehrlich: Das ist wie mit einem Navi, das sagt „biegen Sie jetzt rechts ab“ – direkt in den See. Wer 2024 noch Faxe versendet, sollte mindestens dreimal hinschauen, wohin er das tut. Und wenn man dann noch mehrfach auf denselben Fehler hingewiesen wird und trotzdem weitermacht – dann ist das nicht „mal passiert“, sondern grobe Fahrlässigkeit.

Dieses Beispiel zeigt perfekt, wie Datenschutz durch Gleichgültigkeit mit Füßen getreten wird – und das auch noch von genau denen, die eigentlich für unser gesundheitliches Wohl sorgen sollen. Unsere Meinung? Faxgeräte gehören entsorgt. Nicht die Rezepte.

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