Endlich Schluss mit dem nervigen Wegklicken – oder?

Cookiebanner sind nervig. Punkt. Sie poppen auf jeder Website auf, unterbrechen den Lesefluss und am Ende klickt man eh nur genervt auf „Akzeptieren“. Jetzt sagt die EU: Damit soll bald Schluss sein. Weniger Banner, weniger Bürokratie – klingt erstmal gut, oder?

Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Denn was auf den ersten Blick wie ein echter Fortschritt wirkt, könnte sich schnell als großes Problem für unseren Datenschutz entpuppen. Die EU-Kommission hat ein neues Gesetzespaket vorgestellt – den sogenannten „Digitalen Omnibus“. Der soll viele bestehende Regeln zusammenfassen, um alles einfacher zu machen. Doch diese Vereinfachung könnte vor allem eines bedeuten: weniger Kontrolle darüber, was mit unseren Daten passiert.

Persönliche Daten? Die werden plötzlich neu definiert

Bisher war die Sache klar: Wer Daten sammelt, die Rückschlüsse auf eine bestimmte Person zulassen – egal ob direkt oder indirekt – muss sich an strenge Regeln halten. Das gilt für Namen genauso wie für Standortdaten oder eine Kundennummer. Und wenn man besonders heikle Daten verarbeitet, zum Beispiel zur Gesundheit oder Sexualität, braucht man erst recht eine ausdrückliche Zustimmung.

Genau das will die EU jetzt ändern. Nach dem neuen Vorschlag sollen bestimmte Daten nicht mehr als „personenbezogen“ gelten, wenn sie nur mit größerem Aufwand einer bestimmten Person zugeordnet werden können. Was das in der Praxis heißt? Unternehmen könnten sensible Infos sammeln und nutzen – solange sie behaupten, dass sie damit niemanden direkt identifizieren können.

Angriff auf digitale Rechte

Der Datenschutzexperte Max Schrems spricht deshalb vom „größten Angriff auf die digitalen Rechte der Europäer seit Jahren“ (19.11.25, www.noyb.de). Denn selbst pseudonymisierte Daten lassen sich oft wieder einer Person zuordnen – gerade, wenn man viele Infos miteinander kombiniert. Ein bisschen Standort hier, ein paar Klicks da, ein alter Blogeintrag – und schon weiß jemand ziemlich genau, wer du bist.

Und wer wissen will, was gespeichert wurde, soll dafür zahlen?

Noch ein Punkt, der vielen sauer aufstößt: das Auskunftsrecht. Heute kann jeder kostenlos bei Firmen nachfragen, welche Daten über einen gespeichert wurden. Zukünftig könnten Unternehmen dafür Geld verlangen. Das klingt nicht nur unfair, das ist es auch. Gerade Menschen, die wirklich auf ihre Daten achten oder öfter nachhaken, würden so ausgebremst – und das wohl ganz bewusst.

Kritik kommt deshalb nicht nur von Datenschützerinnen, sondern auch von Verbraucherorganisationen. Unternehmen hingegen – wenig überraschend – begrüßen die neuen Pläne. Sie hoffen auf weniger Aufwand und mehr Freiheit bei der Datennutzung.

Kritische Einordnung

Weniger Cookiebanner? Gerne. Aber nicht um jeden Preis. Was die EU da gerade vorbereitet, ist kein kleiner Frühjahrsputz im Internet – es ist eine ernsthafte Bedrohung für unsere digitale Selbstbestimmung. Wenn plötzlich nicht mehr zählt, wie persönlich Daten sind, sondern nur noch, wie schwierig sie zuordnen sind, dann verabschieden wir uns vom modernen Datenschutz. Innovation darf nicht heißen, dass wir unsere Rechte gleich mit verschenken.

Kompletter Vorschlag der Europäischen Kommission

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