Kein Schreibtisch, kein Problem: Handwerk wird zum Zukunftsjob
Während viele junge Menschen aus der Gen Z verzweifelt nach dem perfekten Studiengang suchen – oder auf TikTok diskutieren, ob Künstliche Intelligenz ihnen bald den Job wegnimmt – kommt vom CEO des wertvollsten KI-Konzerns der Welt eine ganz andere Botschaft: „Geht ins Handwerk!“
Jensen Huang, Chef von Nvidia, widerspricht dem gängigen Narrativ, die Zukunft der Gen Z liege nur in der Programmierung, im Digitalmarketing oder in Influencer-Karrieren. Im Gespräch mit Channel 4 News macht er klar: Elektriker, Klempner, Bauarbeiter und Tischler sind heute gefragter denn je – speziell auch im Zuge des gigantischen Booms von Rechenzentren.
Sein Appell: „Wir brauchen Hunderttausende von ihnen.“ Und das ist nicht metaphorisch gemeint. Allein der Bau eines modernen Datacenters kann bis zu 1.500 Handwerker beschäftigen, die in den USA laut Fortune bis zu 100.000 Dollar im Jahr verdienen – ganz ohne Hochschulabschluss.
KI-Revolution braucht Hände, keine Likes
Wer glaubt, der KI-Hype spiele sich nur in schicken Büros oder kalifornischen Serverfarmen ab, irrt. Ohne Handwerk keine Cloud. Ohne Handwerk kein Internet. Und ohne Handwerk keine Zukunft – so einfach ist das. Denn Rechenzentren bauen sich nicht selbst. Die Verkabelung, die Kühlung, die Stromversorgung – alles echte Handarbeit.
Deshalb schlagen inzwischen auch andere Wirtschaftskapitäne Alarm: Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, warnt vor einem dramatischen Mangel an Elektrikern. Ford-CEO Jim Farley rechnet gar mit einem Engpass von bis zu 600.000 Fachkräften.
Das Handwerk, oft belächelt als „Plan B“ für Schulabbrecher, wird plötzlich zum Rückgrat der digitalen Infrastruktur. Und das nicht irgendwann, sondern jetzt.
Rechenzentren: Das neue Gold der Gen Z?
Die Bauphase ist nur der Anfang. Auch nach der Inbetriebnahme eines Rechenzentrums braucht es dauerhaft spezialisierte Kräfte: Elektrotechniker, Anlagenmechaniker, Gebäudetechniker. Menschen, die verstehen, wo Strom herkommt, wie Maschinen ticken und was passiert, wenn’s mal kracht.
Was Huang anspricht, ist dabei mehr als nur ein Karrieretipp. Es ist ein gesellschaftlicher Umbruch: Die klassische Trennung zwischen „digitaler Elite“ und „blauem Kragen“ beginnt zu bröckeln. Wer mit den Händen arbeitet, wird plötzlich systemrelevant – und hochbezahlt.
Für viele Jugendliche, die keine Lust auf Hörsäle und PowerPoint haben, ist das eine echte Alternative. Nicht jeder muss KI entwickeln – aber irgendjemand muss die Hallen bauen, in denen sie läuft.
Kommentar: Handwerk ist wertvoll
Wer heute noch glaubt, Handwerk sei nur etwas für die mit schlechtem Abi oder für „die anderen“, lebt in einer Illusion, die mit der Realität des 21. Jahrhunderts kaum noch etwas zu tun hat. Dass ausgerechnet Jensen Huang, der Chef des wohl einflussreichsten Tech-Unternehmens der Welt, jetzt öffentlich die Werbetrommel fürs Handwerk rührt, ist mehr als nur ein ungewöhnlicher Karrieretipp – es ist ein Weckruf.
Denn während viele junge Menschen sich fragen, ob sie nach der Schule lieber Psychologie, BWL oder „irgendwas mit Medien“ studieren sollen, rollt im Hintergrund eine technologische Revolution an, die ganz andere Fähigkeiten braucht. Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing und Big Data klingen futuristisch – doch ohne Elektriker, Bauleiter, Klempner oder Klimatechniker bleibt das alles nur Theorie. Kein Server läuft ohne Strom. Keine KI funktioniert ohne Hardware. Und kein Rechenzentrum steht von allein.
Was Huang ausspricht, ist unbequem, aber wahr: Die digitale Welt braucht analoge Hände. Es reicht nicht, wenn wir die nächste Generation auf Bildschirmarbeit vorbereiten – wir müssen sie auch dafür gewinnen, die Welt hinter dem Bildschirm zu verstehen und mitzugestalten.
Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern um eine neue Wertschätzung für Berufe, die lange Zeit unter dem Radar liefen. Handwerker zählten immer schon zum Rückgrat der Gesellschaft – und wurden doch oft belächelt. Dabei verdienen viele Fachkräfte heute mehr als Akademiker – und das mit Jobgarantie.