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Vom Wegweiser zur Endstation: Verliert Google seine neutrale Rolle?
Was passiert, wenn Google aufhört, nur zu verlinken – und stattdessen selbst die Antworten liefert? Genau das ist der Kern einer brisanten Klage, die nun vom US-Medienkonzern Penske Media eingereicht wurde. Die Firma, zu der bekannte Titel wie Rolling Stone oder Hollywood Reporter gehören, geht gerichtlich gegen Googles neue KI-Suchergebnisse vor.
Denn wer aktuell bei Google sucht, bekommt oft zuerst eine KI-generierte Antwort direkt auf der Ergebnisseite – und muss gar nicht mehr auf einen Link klicken. Laut Penske ist das ein Problem: Die Nutzer bleiben bei Google, die Klicks auf journalistische Inhalte bleiben aus. Und damit auch die Werbeeinnahmen, von denen viele Medienhäuser leben.
Wer profitiert von KI-Antworten – und wer zahlt die Rechnung?
Google will smarter werden – und liefert mit seiner KI nicht nur Suchergebnisse, sondern gleich die „perfekte“ Antwort auf die gestellte Frage. Klingt bequem für Nutzerinnen und Nutzer. Doch für die Quellen dieser Informationen bedeutet das einen massiven Einschnitt: Ihre Inhalte werden ausgelesen, zusammengefasst – aber kaum noch direkt besucht.
Penske Media wirft Google genau das vor: Ein unfairer Wettbewerbsvorteil, ermöglicht durch die marktbeherrschende Stellung bei der Websuche. Denn um überhaupt bei Google sichtbar zu sein, müssen Webseitenbetreiber den Google-Crawlern den Zugriff auf ihre Inhalte erlauben. Und diese Inhalte landen nun offenbar nicht nur in der Trefferliste – sondern auch direkt im „AI Overview“, dem KI-Zusammenfassungsfeld oberhalb der regulären Ergebnisse.
Für Penske ist das ein klarer Verstoß gegen US-Wettbewerbsrecht. Die Klage wurde beim zuständigen Gericht in Washington eingereicht – demselben Gericht, das bereits 2023 das Google-Monopol bei der Websuche festgestellt hatte.
Google verteidigt sich – und verweist auf „Milliarden Klicks“
Google selbst sieht das naturgemäß anders. Ein Sprecher erklärte, die neue KI-Suche sei hilfreicher und effizienter für Nutzerinnen und Nutzer – und führe sogar dazu, dass Inhalte im Netz mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die Behauptung: Die KI-Zusammenfassungen lenken die Menschen gezielter und vielfältiger zu Quellen – nicht weniger, sondern mehr Klicks für alle.
Zugleich betont Google, man müsse sich im neuen Zeitalter der KI gegen Konkurrenz behaupten – etwa gegen Start-ups, die ebenfalls direkte Antworten liefern, statt Links. Und der Markt verändere sich rasant, auch für Google selbst.
KI verschärft Konkurrenzkampf
Wenn der größte Suchmaschinenbetreiber der Welt anfängt, sich wie ein Verlag zu verhalten, sollten bei echten Verlagen die Alarmglocken schrillen. Denn Google entscheidet längst nicht nur, was gefunden wird – sondern inzwischen auch, obes überhaupt noch besucht wird.
Ob das Ganze kartellrechtlich angreifbar ist? Gut möglich. Aber vor allem zeigt es: Der KI-Boom hat eine neue Stufe erreicht – und diesmal sind es nicht die Künstler oder Autoren, sondern ganze Branchen, die sich fragen müssen, ob ihre Inhalte noch geschätzt oder nur noch verwertet werden.
Wer online Wissen schafft, will nicht nur gelesen werden – er will auch überleben. Und genau das steht jetzt auf dem Spiel.