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Ein Heimroboter, der einem freundlich einen Apfel reicht – klingt harmlos. Doch laut Robert Gruendel, dem ehemaligen Sicherheitschef von Figure AI, steckt hinter dieser niedlichen Geste eine tödliche Gefahr. Die humanoiden Roboter des US-Startups sollen in der Lage sein, mit einem Schlag einen menschlichen Schädel zu zertrümmern. Dieses Ergebnis untermauern Tests, die Gruendel selbst durchgeführt hat.
Doch anstatt seine Warnungen ernst zu nehmen, soll Figure AI ihn kurzerhand vor die Tür gesetzt haben. Das Portal t3n hat über die Hintergründe berichtet. Der Vorwurf: Er habe auf die Risiken hingewiesen, die das Unternehmen angeblich bewusst ignoriert – und damit die Öffentlichkeit gefährdet.
„Kein System zur Risikomeldung, keine Kontrolle“
Im März 2024 macht ein Video von Figure AI die Runde: Ein humanoider Roboter reagiert scheinbar intelligent auf gesprochene Befehle – und bringt einem Menschen etwas zu essen. Der Clip geht viral, und Sicherheitsexperte Gruendel wird neugierig. Kurz darauf steigt er bei Figure AI ein – als neuer Sicherheitschef.
Doch die Euphorie verfliegt schnell. In einer Klage, die er nun beim Bundesgericht in Kalifornien eingereicht hat, erhebt er schwere Vorwürfe: Keine Meldewege für Vorfälle, keine Risikobewertung, keine echten Sicherheitsprozesse. Stattdessen kümmeren sich Mitarbeiter ohne Erfahrung in Robotik um die Sicherheit.
Seine Bedenken bringt er an die Firmenleitung heran – zunächst mit Erfolg. Der CEO und der Chefingenieur genehmigen seine Sicherheitspläne. Doch als Gruendel mit seinen Konzepten auch bei Investor:innen punktet, schwenkt das Unternehmen plötzlich um.
Vom gefeierten Sicherheitschef zum lästigen Mahner
Was nach einem PR-Erfolg für Figure AI aussah – solide Sicherheitspläne, interessierte Investor:innen – entwickelt sich schnell zum internen Machtkampf. Der genehmigte Plan wird aufgeweicht, Maßnahmen werden gestrichen, Sicherheitsaspekte offenbar ignoriert.
Besonders brisant: Gruendel berichtet von einem Zwischenfall im Sommer 2025, bei dem ein Roboter durch einen Fehler mit voller Wucht gegen einen Kühlschrank schlägt – nur knapp an einem Menschen vorbei. Der Einschlag verursacht einen Riss in der Stahltür. Für Gruendel ein Beweis: Die Roboter sind nicht bereit für den Alltag.
Die Kraft des Arms sei doppelt so hoch wie nötig, um einen menschlichen Schädel zu brechen. Das sind nicht mehr nur Kinderkrankheiten – das ist potenziell lebensgefährlich.
Startup dementiert – Gericht soll entscheiden
Im September 2025 wird Gruendel entlassen. Figure AI behauptet, er sei wegen „mangelnder Leistung“ gefeuert worden. Der Ex-Sicherheitschef sieht sich dagegen als Whistleblower, der wegen seiner Warnungen kaltgestellt wurde. Seine Klage stützt sich auf kalifornisches Whistleblower-Recht, das Hinweisgeber schützt, wenn sie auf unsichere Praktiken aufmerksam machen.
Jetzt soll ein Geschworenengericht entscheiden. Gruendels Anwalt bringt es auf den Punkt: Es gehe darum, die offensichtliche Gefahr einer überhasteten Markteinführung aufzuzeigen. Wenn Roboter mit solcher Kraft bald in Haushalten arbeiten, sollte man sich besser sicher sein, dass sie auch wissen, wo der Apfel aufhört – und der Mensch anfängt.
Und was sagt legaldata dazu?
Das hier ist kein Streit um eine kaputte Kaffeemaschine – das ist ein Blick in unsere nicht allzu ferne Zukunft. Wenn Roboter mehr Kraft haben als wir und weniger Kontrolle als gedacht, wird’s gefährlich. Und wenn dann auch noch Sicherheitsbedenken unter den Teppich gekehrt werden, nur um Investor:innen zu beeindrucken, dann ist das kein Einzelfall – sondern ein Systemfehler. Dass ein Mann, der davor warnt, gefeuert wird, sollte uns allen zu denken geben.
Quelle: t3n.de




