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David gegen Goliath – oder nur beleidigte KI-Eitelkeit?

Elon Musk ist sauer. Und wenn Elon Musk sauer ist, wird geklagt – diesmal gegen zwei der ganz Großen: Apple und OpenAI. Der Grund? Sein eigener KI-Chatbot Grok kommt im App Store nicht gegen den Publikumsliebling ChatGPT an. In einer Klage, die seine Firma xAI beim US-Bundesgericht in Texas eingereicht hat, erhebt Musk schwere Vorwürfe: Monopolmissbrauch, Wettbewerbsbehinderung, sogar Verschwörung.

Er behauptet, Apple und OpenAI hätten sich zusammengetan, um den KI-Markt abzuschotten – und Innovatoren wie xAI bewusst auszubremsen. Starker Tobak. Doch was ist dran?

Der Auslöser: Apples enge Verbindung zu ChatGPT

Der Streit entzündet sich an einer ziemlich brisanten Tatsache: Apple hat ChatGPT tief ins iPhone integriert. Nutzer können über Siri oder andere Systemfunktionen direkt auf den Bot zugreifen – bequem, schnell, ohne Zusatz-App. Für Apple-Nutzer ein Komfortgewinn, für Musk eine Wettbewerbsverzerrung.

Musk beschwert sich, dass sein Chatbot Grok dadurch kaum noch eine Chance hat, mit den Nutzern zu interagieren. Und genau diese Interaktionen sind entscheidend, um die eigene KI zu trainieren und zu verbessern. Seiner Ansicht nach wird Grok dadurch systematisch benachteiligt – während OpenAI mit jeder neuen User-Frage dazulernt.

Apple verteidigt sich: Der App Store sei „fair gestaltet“ und biete auch anderen Chatbots künftig die Chance, integriert zu werden. Doch Musk glaubt das nicht – und fordert neben Schadensersatz ein Verbot der aktuellen Kooperation zwischen Apple und OpenAI.

Musk gegen Altman: Der Streit geht weiter

Hinter dieser Klage steckt nicht nur Frust – sondern auch ein tiefer persönlicher Konflikt. Elon Musk war einst Mitgründer von OpenAI, hat sich aber mit dem heutigen CEO Sam Altman überworfen. Seitdem wirft Musk Altman vor, OpenAI vom einst gemeinnützigen Forschungsprojekt zu einem kommerziellen KI-Giganten umgebaut zu haben – nur noch dem Profit verpflichtet.

Der jetzige Vorwurf geht noch weiter: OpenAI habe marktbeherrschende Stellung (80 Prozent bei KI-Chatbots), Apple sei Monopolist im US-Smartphone-Markt (65 Prozent Marktanteil) – und gemeinsam würden sie Innovatoren wie xAI systematisch kleinhalten.

Mehr Gerechtigkeit – oder mehr Downloads?

Musk will Gerechtigkeit – oder einfach nur mehr Downloads? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Natürlich wirft die enge Verzahnung von Apple und OpenAI kritische Fragen zur Marktmacht auf. Wer die Standardschnittstelle zum Nutzer besitzt (in diesem Fall: das iPhone), hat einen gewaltigen Vorteil. Aber Musks Klage riecht auch stark nach verletztem Ego. Wer mit einem eigenen Bot nicht punktet, verklagt eben den Marktführer – ob’s rechtlich trägt, wird sich zeigen.

Fakt ist: Wenn ein einziger KI-Dienst systematisch bevorzugt wird, ist das keine gute Nachricht für den freien Wettbewerb. Aber ein bisschen Ironie bleibt: Ausgerechnet Tech-Milliardär Elon Musk, der mit Twitter (heute: X) selbst kein Musterbeispiel für Fairness liefert, stellt sich jetzt als Kämpfer für kleine Innovatoren dar? Ein schönes Märchen – aber vielleicht wird es ja doch noch Realität.

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