Lässt Elon Musk unbequeme Twitter-Accounts sperren? Dieser Verdacht drängt sich auf. Erst kürzlich wurden Journalisten, die Musk kritisierten, sowie ein Tracking-Account zu Elon Musks Privatjet von der Kurznachrichten-Plattform verbannt.
Reporter der New York Times, der Washington Post, von CNN – zahlreiche Konten einflussreicher Journalisten wurden kürzlich auf Twitter gesperrt. Sie alle hatten zwei Dinge gemeinsam: Sie kritisierten Musks Führungsstil bei Twitter und verlinkten auf einen Account, der aktuelle Live-Daten zum Standort des Privatjets des Milliardärs veröffentlichte. Die Gründe für die Account-Sperren wirken jedoch fadenscheinig und inkonsequent.
Um was geht es genau?
Jack Sweeney – ein 20-jähriger Student aus Orlando – programmierte einen Bot, den er mit dem Twitter-Account „@ElonJet“ verknüpfte. Brisant: Der Account postete regelmäßig Daten zu Elon Musks Privatjet. Darunter Abflughäfen, Flugrouten, Spritverbrauch und CO2-Emissionen sowie Landezeiten. Mehr als eine Million Menschen folgten dem Twitter-Account. Sweeney wurde populär, gab Fernsehinterviews und feilschte auf Twitter öffentlich mit Elon Musk, unter welchen Bedingungen er seinen Bot abschalten würde.
Twitter reagiert – und sperrt @ElonJet
Für Elon Musk scheinbar zu viel des Guten. Mitte Dezember sperrte Twitter den Account. Wohl auch vor dem Hintergrund, dass Musk dem Studenten 5.000 US-Dollar und einen Gratis-Tesla für die Schließung des Kontos anbot – und dieser ablehnte. Die Sperre wirft viele Fragen auf. Denn erst im November hatte Elon Musk betont, er fühle sich der freien Meinungsäußerung so sehr verpflichtet, dass er nicht einmal den Twitter-Account sperren lassen werde, der Daten seines Privatjets veröffentliche.
Auch Journalisten-Accounts betroffen
Doch Jack Sweeneys Account war nicht der einzige, der in das Visier des Milliardärs geriet. Auch die Konten einiger kritischer Tech-Journalisten wurden gesperrt. Darunter die Accounts von Donie O’Sullivan (CNN, 300.000 Follower) und von Aaron Rupar (freier Journalist, 800.000 Follower). Sie alle hatten auf den @ElonJet-Account verlinkt. Die Begründung: Die Veröffentlichung von Echtzeitstandortinformationen gefährde die physische Sicherheit der betroffenen Person.
Gerechtfertigte Sperre oder persönliches Kalkül?
Ein eher fadenscheiniges Argument, denn sämtliche von @Elonjet veröffentlichten Daten sind auf der Website der US-Verkehrsbehörde ohnehin frei verfügbar. Und auch, dass bereits eine Verlinkung auf @ElonJet für eine Sperre sorgt, wirkt absurd. Denn längst nicht alle Konten, die je @ElonJet retweetet haben, wurden von der Plattform gebannt. Es scheint so, als seien die Vorfälle für Elon Musk ein willkommener Anlass, unliebsame Kritiker von Twitter zu verbannen.