Lange war es ein Verdacht, nun ist es offiziell: Die Social-Media-App TikTok spioniert ihre Nutzer aus. Betroffen sind drei US-Journalisten, die kritisch über das soziale Netzwerk berichteten.
Mit mehr als 30 Millionen Nutzern zählt TikTok zu den beliebtesten Social-Media-Plattformen der Welt. Jetzt wurde bekannt, dass Mitarbeiter des Netzwerks Zugriff auf IP-Adressen und andere private Daten einiger Nutzer hatten. Konkret geht es um Recherche-Quellen US-amerikanischer Journalisten. Der Mutterkonzern ByteDance hat die Vorwürfe inzwischen eingeräumt.
Um welche Daten geht es?
Nach Recherchen des Magazins Forbes nutzten Mitarbeiter von ByteDance die IP-Adresse der Journalisten, mit der sich die Medienschaffenden bei TikTok angemeldet hatten. So konnte das Unternehmen ihren aktuellen Standort jederzeit nachvollziehen. Betroffen sind drei Forbes-Journalisten, die zuvor für das Onlinemagazin Buzzfeed gearbeitet hatten. Dieses veröffentlichte im Herbst Sprachaufzeichnungen, die den Zugriff TikToks auf Daten US-amerikanischer Nutzer bestätigte. Zudem seien Log-Dateien abgerufen worden, anhand derer der Kontakt von TikTok-Mitarbeitern zu Journalisten verifiziert werden konnte.
Skandal von internationaler Tragweite
Der Spionage-Vorfall ist vor allem deshalb brisant, weil TikTok enge Verbindungen zur chinesischen Diktatur pflegt. Das US-Justizministerium bezeichnete ByteDance-Chef Zhang Yiming aufgrund seiner Beziehungen zur chinesischen Staatsführung sogar als Sprachrohr der Kommunistischen Partei. Zwar hatte der Konzern immer wieder betont, man würde die US-amerikanischen Datenschutzgesetze respektieren. Allerdings wirft der aktuelle Vorfall Fragen zum Geschäftsmodell TikToks und zur Vertrauenswürdigkeit auf.
ByteDance bedauert Vorkommnisse
Eine interne Untersuchung brachte jetzt die gesamten Hintergründe des Skandals ans Tageslicht. Laut Forbes arbeiten 15 Angestellte von ByteDance für chinesische Staatspropaganda. Darüber hinaus habe der Konzern nicht nur auf die Daten der Journalisten, sondern auch auf Daten ihrer Kontakte zugegriffen, so der Bericht. ByteDance selbst reagierte prompt. „Ich bin enttäuscht. Das Fehlverhalten bestimmter Personen war ein ungeheuerlicher Machtmissbrauch und entspricht nicht unseren Richtlinien“, sagte TikTok-Sprecherin Hilary McQuaide in einer Stellungnahme. Der für die Überwachungsmaßnahmen verantwortliche Mitarbeiter Chris Lepitak wurde umgehend entlassen. Auch der leitende Manager, an den Lepitak berichtete, räumte seinen Posten. Der Vorfall schwächt die ohnehin umstrittene Position der Plattform in den USA erheblich. Bereits jetzt ist es Beamten in 19 US-amerikanischen Bundesstaaten untersagt, TikTok auf ihrem Diensthandy zu installieren.