Schulen in Baden-Württemberg müssen nach den Sommerferien 2022 auf alternative Dienste umsteigen. So fordert es der Landesdatenschutzbeauftragter des Landes, Dr. Stefan Birk. Woran sich der Datenschützer stört und wie die Umstellung funktionieren soll, lesen Sie hier.
Nach Jahren der Pandemie hat sich der digitale Unterricht an Deutschlands Schulen etabliert. Dienste wie Teams, das Kommunikations- und Kollaborationstool der Microsoft 365 Suite, machen es möglich, dass Schüler in den Distanzunterricht wechseln, sofern es die Corona-Situation erfordert. Jedoch ist eine Datenschutz konforme Nutzung von Microsoft 365 nicht gewährleitet, argumentiert der Landesdatenschutzbeauftragte Dr. Stefan Birk.
Das Aus war absehbar
Bereits im September 2020 warnte der Philologenverband Baden Württemberg vor der Nutzung von MS 365. Auch viele Schüler und Eltern beschwerten sich bei der Aufsichtsbehörde über den Einsatz des Cloud Dienstes Teams von Microsoft – eine Plattform, die Chat, Besprechungen, Notizen und Anhänge kombiniert. Das Problem: Selbst wenn der Anwender die Erhebung von Telemetrie- und Diagnosedaten während der Nutzung deaktiviert, finden Datenübertragungen in die USA statt. Dies fand das Kultusministerium im Rahmen eines Pilotprojektes heraus, das vom Datenschutzbeauftragten begleitet wurde. Weder sei komplett nachvollziehbar, welche personenbezogenen Daten zu welchen Zwecken verarbeitet werden, noch hätten die Schulen eine vollständige Kontrolle über das Gesamtsystem, so das Fazit von Stefan Birk.
Schulen unter Handlungsdruck
Sein Plan sieht nun vor, auf die betroffenen Schulen zuzugehen und sie bei der Umstellung auf Datenschutz konforme Anbieter zu unterstützen. Etwa 40 Schulen gäbe es in Baden-Württemberg, die nun handeln müssen. Zwar spricht Birk kein Verbot aus, MS 365 weiterhin zu nutzen. Doch der Einsatz über die Sommerferien hinaus verlangt von den Schulen, den Datenschutz konformen Betrieb eindeutig nachzuweisen. Da dies kaum machbar sein dürfte, bietet das Kultusministerium kostenlose Alternativen an. Hier sind die Lernplattformen Moodle und Itslearning im Gespräch, mit denen ebenfalls Videokonferenzen durchgeführt werden können. Beides sind erprobte Programme, auf die die Schulen umsteigen können. Für Berufsschulen ergibt sich durch den Wechsel jedoch ein weiteres Problem: Viele kooperierende Betriebe aus Industrie und Handel nutzen Microsoft Anwendungen – und werden dies auch nach den Sommerferien 2022 weiterhin tun.